Personen, die unter einer sozialen Angststörung leiden, haben die zentrale Befürchtung in Situationen, in denen Sie im Mittelpunkt stehen, von anderen negativ bewertet zu werden. In der aktuellen Literatur zur Entstehung und Aufrechterhaltung sozialer Ängste werden verschiedene Ursachen diskutiert, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Angststörung erhöhen.
Genetik:
Untersuchungen, die versuchen den Einfluß von Genen auf die Entstehung
der sozialen Ängste zu untersuchen,
ergaben bisher eine Erblichkeit um 30%. Dies bedeutet, dass etwa 30%
der Angst in sozialen Situationen durch biologische
Einflüsse erklärt werden können. Im Kehrschluß bedeutet dies, dass
Umwelteinflüsse
(z.B. die Lerngeschichte des Einzelnen) deutlich mehr (60%) zur
Entwicklung dieser Angststörung beitragen. Ein spezielles Gen, welches
die Erkrankung
erklärt, konnte bisher nicht gefunden werden.
Lerngeschichte:
Wie bereits erwähnt besteht die zenrale Sorge sozial ängstlicher
Menschen darin, die Erwartungen
anderer nicht zu erfüllen oder aber sich in sich in sozialen
Situationen inkompetent zu verhalten.
Ebenso spielen Bewertungen des eigenen Selbst als Versager und die
Relativierung eigener Leistungen an
perfektionistischen Grundüberzeugungen eine Rolle. Wie können sich
solche Annahmen über soziale Interaktionen
entwickeln?
Oben genannte Befürchtungen entwickeln sich oft im Laufe der kindlichen
Entwicklung. Ein überbehütender Erziehungsstil
und übermäßige Leistungsanforderungen der Eltern können die Entwicklung
eines positiven Selbstkonzepts behindern.
Über Modelllernen und soziale Verstärkung werden kritische Annahmen
über soziale Kontakte von den Eltern übernommen.
Häufig tragen auch soziale Misserfolge, wie Hänseleien auf dem Schulhof
oder das Scheitern in wichtigen Prüfungen, zur
Entstehung einer ängstlichen Grundüberzeugung bei.
Weitere Ursachen
Neben den oben dargestellten Ursachen gibt es in der Literatur noch
weitere Annahmen über mögliche Entstehungsmechanismen
(z.B. Biologische Vorraussetzungen wie Fehlfunktionen auf der Ebene der
Neurotranmitter im Gehirn, Defizite in der sozialen
Kompetenz u.a.). Wichtig ist aber, dass das Auftreten der Erkrankung
immer als eine Wechselwirkung aus bestimmten Vorraussetzungen
(sog. Vulnerabilitätsfaktoren) und auslösenden Ereignissen (z.B.
Kritische Lebensereignisse oder erhöhte soziale Anforderungen)
verstanden werden sollte.